Züge, Spätzle, Kulturgenuss, unser Honza – Tschechische Fremdsprachenassistenzkraft sammelt Unterrichtserfahrung in Bayern

Fremdsprachenassistenzkräfte sind junge Studierende aus dem Ausland, die in ihrem Heimatland Germanistik oder zumindest Deutsch im Nebenfach studieren und für einige Monate als Muttersprachler den sprachlichen/landeskundlichen Unterricht an einer Bildungseinrichtung in einem Gastland bereichern. Auch unser Sprachenzentrum Oberpfalz kam in diesem Schuljahr erneut in den Genuss einer Fremdsprachenassistenzkraft aus unserem Nachbarland, der Tschechischen Republik. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein gemeinsames Stipendienprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, des tschechischen Ministeriums für Schulwesen, Jugend und Sport sowie des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, das sich sowohl an tschechische als auch an deutsche Studierende richtet. Jan Kij – „unser Honza“ – hat für ein halbes Jahr nicht nur menschlich und sprachlich begeistert, sondern auch eindrucksvoll bewiesen, wie weit man mit einem Deutschlandticket kommt – am Ende stand dann die fertige Masterarbeit, die nahezu vollumfänglich in der Bahn geschrieben wurde. Fragen wie „Wo bist du denn gestern noch hingefahren?“ konnten stets mit einem interessanten Ort beantwortet werden, so ging es mal schnell zur Bibliothek an die Universität Bayreuth, zum Jackenkauf nach Frankfurt oder zum Schuhkauf nach Nürnberg, wobei allerdings das Interesse an der deutschen Kultur und Sprache bei Honza immer an erster Stelle stand. Ausgestattet mit einer Originalkrawatte der Bahnmitarbeiter, gekauft im Nürnberger DB Museum, kannte Honza jede Bahnlinie auf die Minute auswendig. Durch seine charismatische Art haben ihn nicht nur alle Schüler, Studierenden und Lehrkräfte sofort in ihr Herz geschlossen, sondern auch alle anderen Menschen, denen er während seines Aufenthalts in Deutschland begegnete. Natürlich dürfen wir an dieser Stelle auch seine kulinarischen Künste nicht unerwähnt lassen, denn wie man sich versah, stand eine neue, meist süße Köstlichkeit auf unserem Stammtisch im Lehrerzimmer. Erfahren Sie im Folgenden alle Details rund um den Aufenthalt unserer Fremdsprachenassistenzkraft „straight from the horse’s mouth“. 

Brigitte Ross 


Sechs Monate im Leben eines Menschen sind eine Zeit, in der sich viel verändern kann. Als ich mich im April 2024 um die Teilnahme an dem Programm des Fremdsprachenassistenten bewarb, hatte ich das Gefühl, dass ich eine gute Entscheidung treffe. Nach Ende meiner Fremdsprachenassistenz sage ich nun überzeugt, dass es eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war – eine weitere wichtige Entscheidung war dann noch die Verlobung mit meiner Freundin in den ersten Sekunden des Jahres 2025, als ich in Edeldorf um ihre Hand anhielt – dieses Ereignis sei hier aber nur am Rande erwähnt, wobei es auch der Weidener Polizei bekannt ist, aber das ist noch einmal eine ganz andere Story. 😊  
Ich kam hier nach Bayern, um meine Deutschkenntnisse zu verbessern, mich pädagogisch inspirieren zu lassen, die Kultur (und die Küche) Bayerns kennenzulernen und neue Orte in Deutschland zu besuchen. Das Praktikum brachte mir aber wesentlich mehr: Das Deutschlandticket nutzte ich fast (zu 97 %) jeden Tag, ich verbrachte durchschnittlich drei Tage in der Woche im Zug, besuchte viele schöne Orte (Lindau, die Zugspitze, Nürnberg, Amberg, Würzburg, München, Regensburg, Frankfurt am Main, Bayreuth, Alfershausen bei Thalmässing etc.), nahm – was mir großen Spaß machte – an verschiedenen Bildungsmessen teil und genoss einfach die Ruhe auf dem großen Feld am Ende der Welt in Almesbach. Wörter wie „Donnerstag“ oder „Regensburg“ werde ich noch lange oberpfälzisch aussprechen. Wenn ich auf das letzte halbe Jahr zurückschaue, kann ich kaum glauben, wie ich das alles schaffen konnte. Jeden Tag machte ich etwas und ich bedauere keine einzige Minute von den sechs Monaten – das alles war eine wertvolle Erfahrung.
Ehrlich gesagt, hatte ich großes Glück, dass ich am Sprachenzentrum und an der Grundschule in Altenstadt landete. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal (mit Tränen in den Augen) bei allen Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich bedanken, weil wir aus meiner Sicht eine angenehme Zeit zusammen verbrachten. Mein besonderes Dankeschön möchte ich namentlich vor allem an Brigitte Ross, Michaela Totter und Dr. Ivan Ramadan richten. Ich schätze es sehr, dass mir so nette Menschen im Kollegium begegneten. An unser Lehrerzimmer, an die Kaffee-Pausen um 10:15 Uhr, an verschiedene Begrüßungen wie Hallo, Morgen, hola, ahoj, čau, Dobar dan oder Dzień dobry werde ich mich für immer erinnern.
Es tut mir leid, dass mein Aufenthalt hier am Sprachenzentrum im Februar endete, das heißt aber nicht, dass ich meine zweite Heimat in der Zukunft nicht einmal wieder besuchen werde. Ich bin ein weltoffener Mensch und vielleicht werden wir auch irgendwann wieder zusammenarbeiten. Mein Aufenthalt in Bayern zeigte mir, dass in meinem Leben alles so ist, wie es sein sollte und alles zu der Zeit kommt, wenn es kommen soll. Ich bin überzeugt davon, dass ich die Zeit, die ich im Kollegium hier verbrachte, nie vergessen werde. Langsam muss ich anfangen, den Ausdruck „dees“ wieder zu vergessen, weil er kein Wort des hochdeutschen Wortschatzes ist. Vielen Dank für alles, liebes Weiden! Herzlichen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht eines noch: Behaltet mich so in Erinnerung, wie ich war: ein offener Mensch, der Spätzle über alles liebt und gerne mit seinen Mitmenschen kommuniziert und philosophiert!

Jan Kij